„Brunnen bauen, bevor das Haus brennt“ - Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit in Dossenheim

Veröffentlicht am 22.05.2006 in Gemeindenachrichten

Im Oktober 2003 haben acht Jugendliche davon sieben wohnhaft in Neulußheim den 54-jährigen sogen. „Penner-Paul“ zu Tode geprügelt. Im Polizeibericht stand: „Fünf der acht Verdächtigen haben offenbar abwechselnd mit Holzknüppeln, einem Besenstiel und Ästen auf den Wohnsitzlosen eingeprügelt.

Die Tat war offenbar geplant, denn die Jugendlichen haben „Penner-Paul“ in der Hütte am Waldrand aufgesucht, wo dieser seit einigen Jahren lebte. Nach eigenen Angaben haben die Jugendlichen zwei Stunden lang auf den am Boden liegenden Mann eingeschlagen, während die anderen sie anfeuerten.“ Groß war der Schock und die Ratlosigkeit in Neulußheim, denn es war keine Tat irgendeiner Randgruppe, keine rassistisch motivierte Tat, sondern eine Tat aus der „bürgerlichen Mitte“ unserer Gesellschaft. Irgendwelche entlastenden Begründungsszenarien - Ausländer, Aussiedler, Rechtsradikale - konnten also nicht angeführt werden.

Der Bürgermeister von Neulußheim Gerhard Greiner war auf Einladung des Ortsvereins ins Rathaus gekommen, um über die Erfahrungen nach der fürchterlichen Tat zu berichten. Kriminalhauptkommissar Karl Heinz Bartmann von der Polizeidirektion Heidelberg zeigte anhand einiger Daten die Situation vor Ort auf. Er musste leider mitteilen, dass die Tatverdächtigenzahlen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden in Dossenheim stärker zugenommen haben als in Nachbargemeinden. Körperverletzungsdelikte gefolgt von Diebstählen stünden dabei an den ersten beiden Stellen, so Karl Heinz Bartmann. „Tatorte“ wären hauptsächlich der OEG-Bahnhof und mit Abstrichen auch der Rathausplatz und der Hof der Kurpfalzschule.

Was können Ursachen dieser Entwicklung sein? Eine Analyse der Situation von Kindern und Jugendlichen in Neulußheim zeigte Erschreckendes: „Jugendliche und Kinder werden an keinem Ort gern gesehen, sie haben es heute schwer, etwas Sinnvolles zu machen. Jugendliche sehen Langeweile und Ungerechtigkeiten als Ursache und Auslöser von Gewalt“, so das Ergebnis einer wissenschaftlich begleiteten Studie, aus der Greiner zitierte. Insbesondere Jungen glaubten, dass man sich im Leben zwischen einer Täter- und Opferrolle entscheiden müsse, ein „dazwischen“ gebe es für sie nicht. Mädchen sähen dies differenzierter.

So ist es ein Ziel der Neulußheimer Präventionsarbeit, das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Greiner sprach davon, dass durch die Vermittlung von Werten und Zielen und durch Erziehung zu Toleranz die Persönlichkeitsentwicklung und die soziale Integration junger Menschen gefördert werden soll. Solch gestärkte Kinder bräuchten aber auch starke Eltern, die wieder Mut zur Erziehung hätten. Eltern wie Erzieher in Kindertagesstätten, Lehrer an Schulen und Mitarbeiter in der Jugendarbeit seien zu gemeinsamem Handeln aufgerufen. In Neulußheim wurden und werden Vorträge und Kurse für Eltern von Kindergartenkindern organisiert. In den Kindertagesstätten und an den Schulen wurden verschiedene Projekte gestartet. Was er insgesamt als positives Ergebnis wertete, ist das Netzwerk, das nach der Tat in Neulußheim entstanden wäre. In diesem Sinne müsste auch die Kinder- und Jugendarbeit in Dossenheim weiterentwickelt werden, so Ortsvereinsvorsitzender Fred Hermann, denn wie ein altes indisches Sprichwort lautet: „Brunnen muss man bauen, bevor das Haus brennt“. Der Bericht von Karl Heinz Bartmann habe gezeigt, dass an der einen oder anderen Stelle schon gezündelt wird.

 

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