Dossenheimer Hauptschule die nächste Runde – oder wie viel Hauptschularten gibt es eigentlich?

Veröffentlicht am 12.12.2008 in Gemeindenachrichten

Es ist schon eine ziemliche Unverfrorenheit, wie das Stuttgarter Kultusministerium beim Thema Hauptschule mit den Kommunen, den Lehrerinnen und Lehrern und den Schülerinnen und Schülern umgeht. Vor ca. zwei Jahren meldete die Presse, dass alle Hauptschulen unter 85 Schülern nach und nach geschlossen werden sollten. Die offenbar auf Druck des Finanzministeriums geplante Maßnahme stieß auf heftige Proteste bei vielen Bürgermeistern kleiner Gemeinden, die unbedingt ihre Hauptschule behalten wollten. In Dossenheim besuchte sogar Staatssekretär Georg Wacker die Kurpfalzschule. Er verkündete, dass dies alles nicht so gemeint war, denn letztendlich entscheide jede Kommune selbst.

Insbesondere die Städte, wo die Probleme der Hauptschule offensichtlich und insbesondere die finanzielle Belastung durch die Aufrechterhaltung vieler kleiner Hauptschulen unverantwortlich waren, reagierten: Heidelberg z.B. halbierte die Zahl der Hauptschulen von acht auf vier und installierte an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter. Weinheim gründete mit „Job-Central“ eine Einrichtung, die sich speziell um die Verbesserung der Berufschancen von Hauptschülern kümmert.

Als die Kritik an der Hauptschule insbesondere aus dem Handwerk aber auch von Hauptschulrektoren (offener Brief von 100 Rektoren aus dem Bezirk Oberschwaben) nicht nachließ, verkündete Kultusminister Rau gleich zwei Kooperationsmodelle der Hauptschule mit der Realschule. Entweder über das „Niveaukurs-Modell“ oder das „Kernunterrichts-Modell“ sollten die Chancen der Hauptschüler für das Erreichen der Mittleren Reife verbessert werden. Lt. Pressemitteilung des KM gibt es derzeit lediglich 20 Kooperationsverbünde in Baden-Württemberg. Insbesondere die Realschulen zeigten wenig Interesse an einer Zusammenarbeit mit Hauptschulen.

Die nächste und derzeit letzte Runde zur Rettung der Hauptschule - die Werkrealschule - folgte nach den wenig erfreulichen PISA-Ergebnissen. Bundesweit hat nach wie vor ein Schüler aus der Oberschicht eine 3,2-mal größere Chance ein Gymnasium zu besuchen als ein Gleichaltriger aus einer Facharbeiterfamilie. Baden-Württemberg schneidet bei diesem Wert schlechter als der Bundesdurchschnitt ab und ist sogar beim Vergleich mit dem eigenen Wert des letzten PISA-Tests weiter abgesackt.

Im Unterschied zu den bisher schon bestehenden Werkrealschulen, die lediglich aus einem zehnten Schuljahr nach der Hauptschule bestehen, baut der „neue Typ“ auf der vierjährigen Grundschule auf, umfasst fünf Schuljahre, schließt mit dem Hauptschulabschluss ab und bietet ein freiwilliges zehntes Schuljahr mit Erwerb der Mittleren Reife an. Die Eltern werden in Zukunft nach vier Grundschuljahren also nicht mehr zwischen Gymnasium, Realschule und Hauptschule als schulische Laufbahn für ihre Kinder zu wählen haben, sondern zwischen Gymnasium, Realschule und Werkrealschule. Grundvoraussetzung dafür ist: „Die Kommunen müssen sich von den kleinen Hauptschulen trennen, denn das erweiterte pädagogische Konzept erfordert den Unterricht mindestens zweier Parallelklassen“ (RNZ 5.12.08). Klar ist, dass nach der Umsetzung dieser Neuerung eine Abwanderung von den kleinen Hauptschulen hin zu den neuen Werkrealschulen stattfinden und damit „die vom Finanzminister gewünschte Verringerung nicht ausgelasteter Schulstandorte“ (RNZ 5.12.08) umgesetzt wird. Anstatt klar zu sagen, dass man kleine Hauptschulen wie diejenige in Dossenheim am liebsten schließen möchte, verändert man die Schulstruktur so, dass den kleinen Hauptschulen nach und nach die Schüler ausgehen. Gemeindeverwaltung und Gemeinderat sind gefordert.

 

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